Haltungen sind nicht in Stein gemeißelt

Existenzielle Krisen verändern die Irritation der Bewohner

Publikation
Sarah Schönherr, Bernhard Fabian Bichler, Birgit Pikkemaat (2023)

Kurzfassung dieses Buchbeitrages: 

Diese Studie erörtert die Anwendung des Doxey'schen Irritationsindexes angesichts existenzieller Krisen. 

Ausgehend von der COVID-19-Pandemie wurden Daten zu zwei Zeitpunkten erhoben (vor der Krise und nach der ersten Welle). Die beiden Datenreihen zeigen, dass die Einstellungen von Bewohner:innen zum Tourismus keineswegs fixiert sind. In Krisenzeiten rücken negative Eistellungen zu überfüllten touristischen Einrichtungen in den Hintergrund, während die Besorgnisse über die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit einer Region zunimmt. 

In einem Versuch, umfassende Beschreibungen der aufkommenden Bedenken während existenzieller Krisen zu entwickeln, werden drei Archetypen von Bewohner:innen identifiziert: 

  • Befürworter:innen positiver touristischer Auswirkungen
  • Nachfrager:innen nach nachhaltigem Tourismus
  • Boykotteur:innen weiterer touristischer Entwicklungen.

Ergänzt wird die Theorie durch die Rekalibrierung des Irritationsindexes mit einer empirisch fundierten Existenzkrisenperspektive, die veränderte Einstellungsmuster aufzeigt und Anlass zu Diskussionen über die Weiterentwicklung des Doxey'schen Irritationsindexes gibt. 

FAKTEN aus dieser Studie: 

FAKT 1: die Einstellungen der Bewohner:innen sind keineswegs festgelegt und die Wahrnehmung von Überfüllung und die Besorgnis über geringere wirtschaftliche Vorteile situationsabhängig.

FAKT 2: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wahrnehmung der Bewohner:innen nicht ausschließlich von der Anzahl der Touristen abhängt, sondern auch von ihrer individuellen Wahrnehmung der Kapazität und der Frage, wie viel Tourismus tolerierbar ist.

FAKT 3: Existenzielle Krisen können nicht nur negative Auswirkungen auf Tourismusdestinationen haben, sondern auch Verbesserungen in den Einstellungen der Bewohner:innen bewirken.

FAKT 4: Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich die Einstellungen der Bewohner:innen unterschiedlich entwickeln und in einem Zustand des stetigen Wandels befinden

FAKT 5: Die Ergebnisse zeigen, dass die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus während der Krise besonders deutlich wurde. Einige Bewohner:innen erkannten die positiven wirtschaftlichen Vorteile des Tourismus, während andere die Risiken einer zu starken Ausrichtung auf den Tourismus als Wirtschaftsfaktor erkannten.

 

Kategorien
DestinationsmanagementTourismusgesinnungKrisenmanagement