Digitales Marketing in Individualhotels

F.acT: Wieso ist das Thema für die Tiroler Tourismuswirtschaft relevant?

Marie Meisinger: Nach wie vor wird die österreichische Hotellandschaft von familiengeführten Individualhotels geprägt. Besonders diese Betriebe haben oft Schwierigkeiten damit, mit der digitalen Entwicklung Schritt zu halten. Es fehlt Ihnen oftmals an nötigen Know-How und Eigenkapital, um die Verbesserungen selbst vorzunehmen oder zu beauftragen. Langfristig ist es jedoch ein wesentlicher Bestandteil für die Wettbewerbsfähigkeit eines Hotels, das Angebot digitaler zu gestalten und zu vermarkten. Ein wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung in Hotels ist deren Website. Ist sie von guter Qualität, verbessert sich die Kundenzufriedenheit, das Vertrauen der Kunden in das Angebot und die Kaufintention wird erhöht. Dementsprechend steigen mit einer verbesserten Website auch die Online-Buchungen . Für Hotels sollte die Qualität der Website somit einen zentralen Stellenwert haben.

Um Hotels bei der Verbesserung der Website zu unterstützen, habe ich im Rahmen meiner Masterarbeit einfache und kostengünstige Verbesserungsmaßnahmen entwickelt, die insbesondere für familiengeführte Individualhotels leicht umsetzbar sind.

F.acT: Was sind die Kernergebnisse Ihrer Arbeit und welche Bedeutung haben diese für Hotels?

Marie Meisinger: In der Arbeit werden die Websites von Individualhotels mit 4 - 5 Sternen im Hochschwarzwald und Tirol miteinander verglichen. Diese haben aufgrund ähnlicher Voraussetzungen eine ähnliche Zielgruppe und werden dementsprechend als Konkurrenten betrachtet. So können den Hotels Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, durch deren Umsetzung sie mit der Konkurrenz schritthalten können.

Um die Hotelwebsites analysieren zu können, wurde das Erweiterte Website Analyse Modell (EWAM) selbst entwickelt und angewandt (siehe Schaubild).

Anhand dieses Modells wird untersucht, ob die Websites der Hochschwazwälder und Tiroler Hotels alle darin festgelegten Qualitätsmerkmale aufweisen, und in welchen Punkten sie sich unterscheiden. Das Ergebnis zeigt, dass die Websites der Hochschwarzwälder Hotels in 25 von insgesamt 89 untersuchten Qualitätsmerkmalen Verbesserungsbedarf haben, beispielsweise was den Inhalt, die Geschwindigkeit oder das Erlebnis auf den Websites betrifft.

Hervorzuheben ist, dass es außerdem zwei umfangreiche Qualitätsmerkmale gibt, die in beiden Regionen verbesserungsfähig sind. Dies bedeutet für die Hotels, dass sie die eigene Website verbessern sollten, um die genannten Vorteile, wie mehr direkte Onlinebuchungen, über die Website erlangen zu können und somit die langfristige Wettbewerbsfähigkeit erhalten zu können.

F.acT: Welche konkreten Handlungsempfehlungen geben Sie in Ihrer Masterarbeit?

Marie Meisinger: Aus dem ermittelten Verbesserungspotential wurden folgende Handlungsempfehlungen abgeleitet:

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass viele Verbesserungsmaßnahmen kostenlos oder kostengünstig und mit wenig Aufwand umgesetzt werden können. Fast alle Websiteagenturen, welche die Websites der untersuchten Hotels betreuen, bieten den Hotels die Möglichkeit, eigenständig neue Seiten auf der Website zu erstellen und mit Inhalten wie Fotos, Texten, Videos, etc. zu befüllen. Dies ermöglicht es den Hotels, viele Verbesserungsmaßnahmen selbst und kostenlos umzusetzen.

Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Karriere-Seite: in Zeiten des Arbeitskräftemangels kann kein Hotel darauf verzichten, bereits auf der Website auf die Vorteile für Angestellte aufmerksam zu machen. Ähnlich wichtig kann eine Seite mit „Oft gestellten Fragen“ sein, um sich wertvolle Zeit beim Beantworten von Gästeanfragen zu sparen, da diese die Antwort bereits auf der Website finden. In der Arbeit werden viele vergleichbare Beispiele aufgearbeitet.

Es gibt auch Punkte, bei denen je nach Kontext eine externe Expertise zur Beratung und Umsetzung empfohlen wird, da diese Punkte enorm zur Kundenzufriedenheit beitragen. Hierzu zählt beispielsweise das Installieren einer Suchfunktion, durch welche Gäste jeden gesuchten Inhalt auf einer Website unkompliziert finden können. Die meisten Maßnahmen sind jedoch mit etwas investierter Zeit von den Hotels einfach selbst umsetzbar.

Als Tochter von Hoteliers wurde Marie Meisinger die Begeisterung für den Tourismus bereits in die Wiege gelegt. Diesem Interesse folgte sie sowohl in ihrer akademischen als auch beruflichen Laufbahn. Im Herbst 2022 schloss sie ihr Masterstudium in Entrepreneurship & Tourismus mit dem Schwerpunkt Strategisches Management am Management Center Innsbruck mit Auszeichnung ab. Berufserfahrung sammelte sie in der Hotellerie in London, Baden-Württemberg und Innsbruck, wo sie zuletzt im Qualitäts- und Produktmanagement beim Alpenresort Schwarz tätig war. Dabei interessierte sie sich besonders für die Optimierung von Prozessen sowie den Online-Auftritt der Hotels. Seit Anfang Januar unterstützt sie das Team der Tourismusberatung Kohl > Partner Innsbruck.

Marie Meisinger auf LinkedIn

Betreuung Masterarbeit: FH-Prof. PD MMag. Dr. habil. Anita Zehrer