F.acT: Mit dem Leitspruch „Vielfalt verbindet“ setzt sich ÖZIV Tirol für Menschen mit Behinderung ein. Welche Services werden durch diese Organisation angeboten?
Hannes Lichtner: Wir versuchen Ansprechpartner zu sein für unterschiedliche Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Thema Behinderung. Dazu bieten wir ein vielfältiges Beratungs- und Unterstützungsangebot, wie:
- Sozial- und Rechtsberatung,
- ÖZIV SUPPORT Coaching und Beratung im beruflichen Kontext
- Hilfsmittel-Verleih-Beratung
- Beratungsstelle für Barrierefreiheit,
- Freizeitaktivitäten und Peer-Beratung durch unsere Bezirksvereinen
Unser Ziel ist es dabei, gemeinsam mit und für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen Lösungen zu unterschiedlichen Themen zu finden, im Sinne einer selbständigen und selbstbestimmten Teilhabe an der Gesellschaft.
F.acT: Wodurch unterscheidet sich der ÖZIV Tirol von anderen Organisationen für Menschen mit Behinderung im Land?
Hannes Lichtner: Es ist nicht ein alleiniges Merkmal, aber von Anfang an mit seiner Gründung im Jahr 1961 war die Selbstvertretung ein wichtiges Grundprinzip des ÖZIV Tirol. Konkret heißt das, dass alle Vorstandsfunktionen im ÖZIV Tirol Landesverband und in unseren acht Bezirksvereinen vorwiegend von Menschen mit Behinderungen besetzt sind, die die Ziele unserer Organisation vorgeben.
Ein großer Teil unserer Arbeit wird daher auch von der ehrenamtlichen Arbeit Selbstbetroffener getragen. Auch unser hauptamtliches Team von derzeit 15 Mitarbeiter:innen besteht aus einem inklusiven Team von Kolleg:innen mit und ohne Behinderungen. Eine wichtige Basis bilden unsere rund 2.200 Mitglieder mit unterschiedlichen Behinderungen in ganz Tirol.
F.acT: Was ist Ihre Einschätzung zum aktuellen Stand der Inklusion von Menschen mit Behinderung in Tirol? Was läuft gut und in welchen Bereichen besteht noch Verbesserungspotenzial?
Hannes Lichtner: Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch Österreich im Jahr 2008 haben wir eine wichtige Richtschnur für inklusive Entwicklungen bekommen, die in gewissen Bereichen eine größere Bedeutung und Beschäftigung mit dem Thema Inklusion bewirkt hat, wie z.B. durch die Entwicklung nationaler und nun auch bundesländerspezifischer Aktionspläne zur Umsetzung der UN-BRK.
Bei vielen Themen haben wir aber noch einen großen Aufhol- und Entwicklungsbedarf, wie gerade auch im Bereich der inklusiven Bildung, der barrierefreien Umweltgestaltung oder auch bei der Entwicklung von inklusiven Beschäftigungschancen
F.acT: Was sind die größten Herausforderungen in der Planung und Umsetzung von inklusiven Einrichtungen?
Hannes Lichtner: Neben unserer individuellen Unterstützungsarbeit ist es uns als Interessenvertretung auch wichtig, strukturelle Probleme, die wir aus unsere täglichen Beratungsarbeit kennen, der Gesellschaft und Politik zu vermitteln. Neben unserer Sensibilisierungsarbeit setzten wir uns daher in verschiedensten Gremien und Aktionsplänen dafür ein, die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen insgesamt zu verbessern.
Dabei wollen wir nicht nur kritisieren, sondern auch Expertise und konkrete Lösungen vermitteln. Wie zum Beispiel durch unsere Beratungsstelle Barrierefreiheit, wo wir nicht nur eine fachspezifische Beratung für barrierefreie Lösungen bieten, sondern auch an verschiedensten innovativen Projekten im Bereich der Inklusion mitarbeiten, wie derzeit dem Gemeinde-Aktionsplan-Behinderung oder zusammen mit der Universität Innsbruck auch im Bereich der inklusiven Tourismusforschung.