F.acT: Wie kam es zur Entstehung des Preis- und Buchungsmonitors?
Patricio Hetfleisch: Dass die Tourismusstatistik des Landes in die Gegenwart geholt werden muss, das sollte allen Touristikern seit Jahren klar sein. Der Blick in den Rückspiegel bietet zwar Orientierung auf Basis von Daten – aber eben nur mit Verzögerung (mindestens drei Wochen), fokussiert auf Ankünfte und Nächtigungen und ohne jede Wertschöpfungsdimension. Immer dann, wenn man für Entscheidungen akut aktuelle Daten benötigt oder mittels Preisen Angebot und Nachfrage besser austarieren möchte, wurde der Bedarf spürbar. In den letzten Jahren gab es immer wieder akuten Datenbedarf – z.B. in Krisensituationen (Pandemie, wetterbedingte Ausnahmesituationen) – oder bzgl. Wertschöpfung und Tourismusakzeptanz die Frage nach neuen Kennziffern zur Bewertung des Erfolgs der Branche abseits von Nächtigungsrekorden.
TTR: Wie können Touristiker:innen und Destinationen diese Daten nutzen?
Patricio Hetfleisch: Die Anwendungsfälle sind mannigfaltig. Zu Beginn konzentrieren wir uns aber vor allem auf TVBs und Betriebe. Dafür bieten wir zwei unterschiedliche Tools an. „Destination Insights“ bietet TVBs die Möglichkeit anhand von Preis- und Nachfragedaten nicht nur den Ist-Zustand mit der Vergangenheit zu vergleichen (z.B. die Weihnachtswoche von heuer mit letztem Jahr), sondern vor allem auch den Blick in die Zukunft zu machen. Anhand der Prognosen (bis zu ein Jahr im Voraus) können Marketing-Maßnahmen angepasst, verstärkt oder reduziert werden. Eventtermin-Setzung als Anreiz für Buchungen kann datenbasiert entschieden werden. Zudem zeigen Auslastungsindikatoren, Daten zu den tatsächlich durchgesetzten Zimmerpreisen auf, wie gesund sich die Destination entwickelt und welche Unterschiede es in den diversen Bettenkategorien gibt. Das alles liefert eine gute Informationsbasis anhand derer Destinationen gut weiterentwickelt werden können. Das sind Daten die übrigens auch für z.B. Land Tirol, Verkehrsplanung, Ressourcenplanung von Blaulichtorganisationen usw. nützlich sein können. Aber wie gesagt: der erste Fokus liegt bei den unmittelbaren touristischen Akteuren. Die Betriebe bekommen ein Tool an die Hand, das es ihnen erstmals ermöglicht, den eigenen Betrieb im Benchmark mit Betrieben im Verbandsgebiet oder mit Betrieben in anderen TVBs zu vergleichen um so für wichtige Entscheidungen (Preissetzung, Investitionsplanung usw.) besser gerüstet zu sein. Für die Betriebe ist es ein Business-Intelligence-Tool und eine Vorstufe zu echten Yield- und Revenuemanagement – also ein Beitrag hin zur Professionalisierung in dieser Frage.