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Konflikte unter Mitarbeitenden durch KI-Einsatz

Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze

Mag. (FH) Florian Sexl MBA, MSc., BA.: Doktorand und Projektmanager am MCI

F.acT: Veränderung der Arbeitswelt durch KI?

Florian Sexl: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt grundlegend. Automatisierung und datenbasierte Entscheidungsfindung optimieren Prozesse, steigern die Effizienz und ermöglichen neue Geschäftsmodelle. Routinetätigkeiten werden zunehmend von KI-Systemen übernommen, während sich menschliche Arbeit auf komplexe, kreative und soziale Aufgaben verlagert. Insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) kann KI helfen, knappe Ressourcen besser zu nutzen, Kundenservice zu verbessern und die betriebliche Effizienz zu steigern. Gleichzeitig entstehen neue Anforderungen an Mitarbeitende, etwa im Umgang mit KI-Systemen oder in der Interpretation von KI-generierten Daten.

F.acT: Welche Konflikte kann KI bei Mitarbeitenden in KMUs auslösen? Gibt es Unterschiede zwischen familiengeführten und nicht-familiengeführten Unternehmen?

Florian Sexl: Der Einsatz von KI bringt für Mitarbeitende in KMUs verschiedene Herausforderungen mit sich. Ein zentraler Konflikt ist die Angst vor Arbeitsplatzverlust oder Umstrukturierung. Besonders ältere Mitarbeitende könnten Schwierigkeiten haben, sich an neue Technologien anzupassen. Zudem kann eine unzureichende Weiterbildung dazu führen, dass sich Mitarbeitende überfordert oder entwertet fühlen. In familiengeführten Unternehmen herrscht oft eine engere Bindung zwischen Belegschaft und Geschäftsführung. Dies kann dazu führen, dass technologische Veränderungen langsamer eingeführt werden, um soziale Verantwortung zu wahren. Gleichzeitig könnten familiäre Strukturen aber auch verhindern, dass KI sinnvoll integriert wird, wenn Tradition über Innovation gestellt wird. Nicht-familiengeführte Unternehmen hingegen könnten schneller und konsequenter auf KI setzen, was aber auch zu einer kälteren, stärker leistungsorientierten Unternehmenskultur führen kann. Im Tourismussektor ergeben sich besondere Herausforderungen. KI-gestützte Systeme wie Chatbots oder automatisierte Buchungssysteme verbessern die Effizienz, können aber den persönlichen Kundenkontakt reduzieren, der in dieser Branche essenziell ist. Zudem könnte KI in der Personaleinsatzplanung oder im Revenue Management eingesetzt werden, was zu neuen Anforderungen an Mitarbeitende führt.

F.acT: Welche Lösungsansätze können zur Konfliktbewältigung beitragen?
Um Konflikte zu vermeiden, ist ein proaktiver Umgang mit der KI-Integration entscheidend. Dazu gehören:

  • Transparente Kommunikation: Unternehmen sollten Mitarbeitende frühzeitig über geplante Veränderungen informieren und Ängste ernst nehmen.
  • Weiterbildung und Qualifikation: Schulungen und Trainings helfen, KI als Werkzeug statt als Bedrohung zu sehen. Besonders wichtig ist dies in KMUs, die oft weniger Ressourcen für Weiterbildung haben.
  • Mensch-Maschine-Kollaboration: KI sollte als Unterstützung und nicht als Ersatz für Mitarbeitende eingeführt werden, etwa durch hybride Modelle, in denen KI repetitive Aufgaben übernimmt und Mitarbeitende sich auf beratende oder kreative Tätigkeiten konzentrieren.
  • Kultureller Wandel: In familiengeführten Unternehmen kann die familiäre Bindung genutzt werden, um Veränderungsprozesse behutsam und mit hoher Akzeptanz umzusetzen. In nicht-familiengeführten Betrieben sollten klare ethische Leitlinien helfen, den Wandel sozial verträglich zu gestalten.
Florian Sexl Doktorand und Projektmanager am MCI
Florian Sexl Doktorand und Projektmanager am MCI, © MCI Anna Geisler

Florian Sexl ist Doktorand und Projektmanager am MCI | Die Unternehmerische Hochschule® mit Führungserfahrung bei Deloitte UK, Holidu und verschiedenen KMUs. Er verfügt über einen MBA und MSc der ESCP Europe, einen Bachelor-Abschluss der Universität Innsbruck und einen Magister des MCI. Er ist außerdem freiberuflicher Unternehmensberater mit den Schwerpunkten Unternehmensgesundheit, Strategie und Change Management und beschäftigt sich auch mit Immobilieninvestments. In Zuge seiner Dissertation beschäftigt er sich mit dem Thema KI trifft Familiendynamik:  Konfliktmanagement bei der digitalen Transformation in Familienunternehmen.

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