Kurzfassung dieser Studie:
Diese Studie untersucht die komplexe Beziehung zwischen Tourismus und Klimawandel am Beispiel Österreichs. Dabei werden sowohl die bisherigen Entwicklungen als auch die erwarteten künftigen Trends des touristischen Verkehrs betrachtet - und zwar ihre Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen sowie die Einflüsse des Klimawandels auf das Reiseverhalten der Touristen.
Drei Viertel der Touristen reisen mit dem Auto nach Österreich an und etwa 10% mit dem Flugzeug, was erheblich zu den Treibhausgasemissionen des Sektors beiträgt. Sollten sich die Trends von vor COVID-19 fortsetzen, ist mit einer Zunahme von Gästen aus weiter entfernten Heimatmärkten und mehr Fluganreisen zu rechnen.
Umweltfreundliche Technologien, durchdachtes Mobilitätsmanagement und gesellschaftliche Trends hin zu geteilten Mobilitätslösungen können zwar die Umweltbilanz des Tourismus verbessern, reichen aber nicht aus, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Es braucht weitere starke Anreize, um diese nicht nachhaltigen Mobilitätsformen zu vermeiden und Reisen auf klimafreundliche Verkehrsmittel zu verlagern. Die Anzahl und Entfernung der Tourismusreisen kann reduziert werden, indem sich das Marketing mehr auf näher gelegene statt auf weit entfernte Heimatmärkte konzentriert und längere Aufenthalte gefördert werden.
Lokale Tourismusakteure in Österreich können durch Aufklärungskampagnen und die Förderung nachhaltiger Mobilitätslösungen an den Urlaubsorten dazu beitragen. Die Politik muss diesen Wandel durch entsprechende Rahmenbedingungen ermöglichen, etwa indem die Klimakosten vollständig in alle Verkehrsmittel eingerechnet werden.
Empfehlungen für das Management: Um die reisebedingten Treibhausgasemissionen deutlich zu senken, kann sich der Tourismus nicht nur auf technische Lösungen (Elektrofahrzeuge) und Trends (Sharing) verlassen. Er muss auch eine Verlagerung vom Flug- und privaten Straßenverkehr zur Bahn und zum öffentlichen Verkehr einleiten. Dies erfordert Maßnahmen, die Anreize schaffen (schnelle und direkte Zug- und Busverbindungen, klimafreundlicher Nahverkehr, Gepäckservice, attraktive Komplettangebote usw.). Auch die Konzentration auf näher gelegene statt weit entfernte Heimatmärkte, die Förderung längerer Aufenthalte und Aufklärungskampagnen für lokale Akteure und Touristen sind wichtig. Das durch die COVID-19- und Klimakrise geschaffene Bewusstsein kann als Chance gesehen werden, diese Maßnahmen umzusetzen.
FAKTEN aus dieser Studie:
FAKT 1: Der Verkehrssektor trägt erheblich zum Klimawandel bei, da er im Jahr 2017 etwa 29% der gesamten CO2-Emissionen Österreichs ausmachte.
FAKT 2: Zwischen 1990 und 2017 stiegen die Emissionen aus dem Verkehrssektor um rund 72%, was insbesondere auf den Anstieg der Transportnachfrage zurückzuführen ist.
FAKT 3: Trotz Verbesserungen der Angebote im öffentlichen Personennahverkehr ist die An- und Abreise von Urlaubern in Österreich noch nicht nachhaltig.
FAKT 4: Für die Umsetzung klimafreundlicher Mobilitätskonzepte ist die Einbeziehung und Kooperation von Akteuren aus dem Verkehrs- und dem Tourismussektor gleichermaßen erforderlich.