F.acT: Was steckt hinter dem Projekt “Tirol auf Schiene” und wie ist es entstanden?
Brigitte Hainzer: Mit dem Projekt „Tirol auf Schiene“ hatte die Tirol Werbung wiedermal einen guten Riecher, ein Thema anzugehen, mit dem sich über kurz oder lang alle Touristiker beschäftigen werden müssen.
Ein Großteil der Gäste im Alpenraum reist mit dem eigenen PKW an. Die An- und Abreise hat den größten Anteil an CO2 Emmissionen eines Urlaubs. Unsere Straßen sind zur Hauptsaison an ihren Kapazitätsgrenzen, Gäste und Einheimische sind genervt von Staus und schlechter Luft. Eine weitere Steigerung bei den Ankünften bedeutet bei gleichem Mobilitätsverhalten auch eine weitere Steigerung des Verkehrsaufkommens. Dazu kommen die Tagesausflügler und Einheimischen, die sich ebenfalls gerne in den Bergen erholen. Und da sind wir schon beim zweiten Aspekt des Themas: die Natur ist die Basis unseres touristischen Angebotes. Wird diese zerstört, werden wir nicht nur als Einheimische darunter leiden, wird das „Herz der Alpen“ auch für Einheimische an Attraktivität verlieren.
Die Tirol Werbung hat schon vor einigen Jahren begonnen, sich mit der Frage zu beschäftigen, warum nur 5 % der Gäste mit der Bahn anreisen und wo man ansetzen muss, um diese Zahlen zu steigern. Mit ÖBB, DB und SBB fand sie engagierte Partner, mit welchen sie sich im Projekt „Tirol auf Schiene“ zusammentat. Die erste Maßnahme war eine bessere Anbindung Tirols an die mitteleuropäischen Städte, so wurden Takte erhöht und Verbindungen optimiert, z.B. von Wien und München über die gesamte Inntalschiene bis an den Arlberg. Die Übernahme der Nightjet Züge und Wiedereinführung der Autoreisezüge durch die ÖBB sind ebenfalls Beispiele gelungener Maßnahmen. Die Fahrgastzahlen sind besonders von Österreich und Italien nach Tirol angestiegen und auch aus Deutschland wurden erfreuliche Steigerungen verzeichnet.
Dieses Angebot soll mehr Gäste überzeugen, künftig ihren PKW zu Hause zu lassen. Da die Gastgeber den direkten Kontakt zu den Gästen haben, wurde das „Mobilitätscoaching“ entwickelt. Seit 2015 bin ich als „Mobilitätscoach“ in den Tiroler Regionen unterwegs und informiere Gastgeber – vom großen Hotel bis zum Urlaub am Bauernhof - über Anreise, die letzte Meile und Angebote zur Mobilität vor Ort.