Kurzfassung dieser Studie:
Die Tourismusindustrie für eine Reihe von Risiken anfällig, die familiäre, mittelstandsbezogene, strategische, touristische und externe Faktoren umfassen. Dies verdeutlicht familienbezogene, mittelstandsspezifische, strategische, tourismusbezogene und externe Faktoren, mit welchen kleine und mittelgroße Familienunternehmen (KMU) tätig sind. Obwohl diese in wichtiger Bestandteil des dynamischen Tourismussektors sind, stellen sie keine homogene Gruppe von Unternehmen dar, sondern haben unterschiedliche strategische Ausrichtungen. Ziel dieser Studie ist es, die Wechselwirkung zwischen strategischer Orientierung und Risikowahrnehmung zu untersuchen, um die Risikowahrnehmung von KMUs und deren Auswirkung auf ihre Entscheidungsprozesse, Widerstandsfähigkeit und ihr langfristiges Überleben hervorzuheben. Die Autoren untersuchen, wie unterschiedliche strategische Ausrichtungen zu unterschiedlichen Risikoperspektiven der Eigentümer:innen und Geschäftsführer:innen beitragen.
Auf der Grundlage eines qualitativen Datenkorpus von 119 persönlichen Interviews wurden die Beziehungen zwischen strategischen Orientierungen und der Risikowahrnehmung untersucht. Erstens analysierten die Autor:innen die Interviews mit den Eigentümer:innen und Manager:innen und identifizierten drei Gruppen unterschiedlicher strategischer Ausrichtungen: proaktive und nachhaltigkeitsorientierte KMUs, zielgruppenaffirmative und resilienzorientierte KMUs und passive KMUs. In einem zweiten Schritt kodierten die Autor:innen die Interviews nach den verschiedenen identifizierten Risiken. Die Autoren stellten fest, dass die drei Gruppen Unterschiede in der Risikowahrnehmung aufweisen.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass sich die drei Gruppen von KMUs in der Wahrnehmung von Risiken unterscheiden. Proaktive und nachhaltigkeitsorientierte KKUs priorisieren Geschäftsrisiken und zeigen eine Vorliebe für Innovation und Nachhaltigkeit. Destinationsbejahende und resilienzorientierte KMUs nehmen ein breiteres Spektrum an Risiken wahr, binden ihre Investitionen an die Entwicklung der Destination, betonen familiäre und gesundheitliche Risiken und gehen mit dem Wettbewerbsdruck um. Passive KMUs, die sich in erster Linie mit externen Risiken befassen, sind sich interner und strategischer Risiken nur begrenzt bewusst, widersetzen sich dem Wandel und verschieben Entscheidungen häufig auf ihre Nachfolger:innen. Die Ergebnisse unterstreichen, wie unterschiedliche strategische Ausrichtungen die Risikowahrnehmung und die Entscheidungsprozesse innerhalb von KMUs in der Tourismusbranche beeinflussen.
Die Autor:innen tragen zum bestehenden Wissen bei, indem sie einen umfassenden Status quo der wahrgenommenen Risiken für verschiedene strategische Ausrichtungen zu einem besonders unerforschten Bereich bieten. Darüber hinaus deuten die in der Studie aufgezeigten Unterschiede in der Risikowahrnehmung darauf hin, dass vereinfachte Modelle, die die Risikowahrnehmung außer Acht lassen, für politische Empfehlungen und für das Verständnis der Dynamik des Tourismussektors unzureichend sein könnten. Für künftige Forschungen schlagen die Autor:innen vor, sich auf die Untersuchung der möglichen Richtungen zu konzentrieren, in denen sich strategische Orientierung und Risikowahrnehmung gegenseitig beeinflussen, was aufgrund des qualitativen Charakters dieser Studie eine Einschränkung darstellen könnte.
Unterschiedliche strategische Ausrichtungen und Risikowahrnehmungen verdeutlichen die Vielfalt innerhalb der Stakeholdergruppe der familiengeführten KMUs. Das Erkennen von Unterschieden ermöglicht gezieltere Interventionen, die auf die einzigartigen Anliegen und Chancen jeder Gruppe eingehen und somit die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens verbessern. Die Autor:innen schlagen praktische Unterstützung für Tourismusverbände und regionale politische Entscheidungsträger vor, die insbesondere auf die Verbesserung des Risikomanagements von passiven KMUs abzielt. Proaktive KMUs könnten ermutigt werden, mehr Familienrisiken wahrzunehmen.
Betrachtet man Tourismusdestinationen als ein komplexes Stakeholder-Netzwerk, so kann die Aufdeckung unterschiedlicher Risikolandschaften für verschiedene strategische Ausrichtungen eines Stakeholders der gesamten Destinationsentwicklung zugute kommen. Die proaktiven und nachhaltigkeitsorientierten KMUs sind von großer Bedeutung, da sie die Destinationen zu einer weiteren Entwicklung führen und durch innovative Geschäftsmodelle Wettbewerbsvorteile schaffen können. Passive KMUs können die weitere Entwicklung der Destination behindern, z.B. durch fehlende Innovationsbemühungen oder Nachfolge.
FAKTEN aus dieser Studie:
FAKT 1: Familiengeführte KMUs weisen unterschiedliche strategische Ausrichtungen auf, die ihre Risikowahrnehmung beeinflussen. Die Studie identifiziert drei verschiedene Gruppen: proaktive und nachhaltigkeitsorientierte, zielortbestätigende und resilienzorientierte sowie passive KMUs.
FAKT 2: Proaktive und nachhaltigkeitsorientierte KMUs priorisieren Geschäftsrisiken und sehen Nachhaltigkeit als Chance, was eine Bereitschaft zur Innovation zeigt. Sie sind auch eher bereit, Risiken einzugehen und in neue Märkte zu expandieren.
FAKT 3: Zielortbestätigende und resilienzorientierte KMU nehmen ein breiteres Spektrum an Risiken wahr, einschliesslich Familien- und Gesundheitsrisiken, und knüpfen ihre Investitionen an die Zielortentwicklung. Sie konzentrieren sich auf qualitativ hochwertige Produkte & Dienstleistungen und sehen Familien- und Qualitätssicherung als Versicherung gegen Geschäfts- und externe Risiken.
FAKT 4: Passive KMU konzentrieren sich hauptsächlich auf externe Risiken und zeigen ein begrenztes Bewusstsein für interne und strategische Risiken. Sie widerstehen oft Veränderungen und verschieben Entscheidungen möglicherweise auf Nachfolger. Sie neigen auch dazu, Risiken auf die Destinationsebene zu externalisieren und haben Schwierigkeiten, Geschäftsrisiken wahrzunehmen.
FAKT 5: unterschiedliche strategische Ausrichtungen führen zu Unterschieden in der Risikowahrnehmung, was wiederum Entscheidungsprozesse, Resilienz und langfristiges Überleben von KMU in der Tourismusbranche beeinflusst.